Landwirtschaft & Fleischerei in Einem

Der Schicketanzhof aus Fremdiswalde

Ich wollte in jungen, euphorischen Jahren Landwirt werden und die Welt retten. Zu diesem Zweck habe ich ein sechs Monate andauerndes Praktikum auf mehreren Landgütern gemacht. Danach war ich traumatisiert und für einige Jahre Vegetarier, weil konventionelle Landwirtschaft damals (und heute?) einen nicht zu vertretenden Umgang mit Tieren normal gefunden hat. Damit wollte ich nichts zu tun haben und lasse die Welt seitdem von Anderen retten.

Dass Landwirtschaft auch wunderschön geht, habe ich bei einem Besuch des Schicketanz-Hofes bei Grimma lernen dürfen. Die Kühe dort vagabundieren so vor sich hin über riesige Ländereien, kommen und gehen, wie es ihnen gefällt und sind zutraulich wie junge Hunde, weil sie keine schlechten Erfahrungen mit Menschen gemacht haben.

Schweine gibt es auch, von denen sieht man aber auf den ersten Blick und im besten Falle nicht mehr als die Ohren. Ich habe eine ganze Weile in dem riesigen, offenen Stall gestanden, in dem die Schweine angeblich sein sollten. Es ist still wie in einer Kathedrale dort und man sieht kein Tier, bis sich dann doch mal ein Schwein aus dem meterdicken Stroh an die Oberfläche rollt und irgendwohin scheißt.

Schlussendlich werden auch hier die Tiere vom Leben zum Tode befördert und von uns aufgefressen. Das ist nicht schön, zugegeben. Bis dahin aber sehen die Tiere kein Medikament, erleben keine Gewalt, hören kein böses Wort. Selbst der Schlachtvorgang ist so rücksichtsvoll wie möglich: Kein Transport, keine veränderte Umgebung, einfach aus dem gewohnten Stall heraus. ÜBERRASCHUNG! Und das war es. Wenn Fleisch, dann so.

– Carl Pfeiffer


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